Donnerstag, 11. Dezember 2014

Das Land wo Wein und Apfelsaft fliesen

Südtirol, das Land wo Wein und Apfelsaft fließen. Das Paradies am Südhang der Alpen.
Das Land zwischen Brenner und Salurn, zwischen Ortler und Haunold, so wie es im "Bozner Bergsteiegrlied", der inoffiziellen Hymne dieses Fleckchen Erde besungen wird.

Es ist das Land der Vielfallt. Geographisch, klimatisch, kulinarisch, kulturell und linguistisch ist es wohl so vielfältig wie kaum ein anderes Gebiet. Es leben hier offiziell drei Sprachgruppen: die Deutschen, sie bilden die Mehrheit, die Italiener, welche sich vor allem in den Städten und entlang der Brennerbahn leben, und zu guter Letzt noch das Völkchen, welches rund um den Sellastock siedelt, die Ladiner mit ihrer urigen Sprache. Sie sind die eigentlichen Südtiroler, denn die deutsch- und italienischsprachigen Südtiroler haben sich nach ihnen hier angesiedelt.
Ja, man kommt leicht ins schwärmen, wenn man an dieses beschauliche Ländchen denkt.
Es ist aber bei weitem nicht so friedlich und traumhaft schön, in Südtirol. Hass, Neid und Intoleranz sind hierzulande immer noch recht weit verbreitet. Warum?

Man muss in die Geschichte blicken um das Land, mit seinen gut 500.000 Einwohnern, zu verstehen:
Das Land hat einen langen Leidensweg hinter sich. 1919 von Österreich und Nord- und Osttirol abgetrennt und mit dem Trentino zu Italien gekommen, war es für viele Südtiroler schwierig sich mit der neuen Situation, Fremde in der eigenen Heimat zu sein, fertig zu werden.
Hinzu kam 1922 die Machtergreifung der Faschisten in Bozen und dann in Rom. Aus den Südtirolern sollten echte Italiener werden. Alles, das irgendwie deutsch war wurde verboten. Selbst der deutschsprachige Unterricht wurde für illegal erklärt.
Etwas später wurde damit begonnen massenhaft Italiener im "Alto Adige" anzusiedeln um die lokale Bevölkerung zu einer Minderheit im eigenen Land zu machen.
Nach der Option und dem Zweiten Weltkrieg war die Enttäuschung groß, als die Alliierten Südtirol nicht an Österreich zurückgaben. Jene, die durch die Option die Heimat verließen und nun unter schwierigen Umständen wieder heimkehrten, mussten sich mit jenen, welche in der Heimat blieben, wieder zusammenraufen und das Land wieder aufbauen. Ein langer Kampf um die Autonomie wurde geführt - und gewonnen. Es war die Zeit von Sigmundskron, 1957, und der "Feuernacht" 1961. Überall in Südtirol wurden Strommasten gesprengt. Südtirols starker Mann, Silvius Magnago, führte damals das Land und schaffte es das neue, zweite, Autonomiestatut durchzusetzen. Angeblich ist es das Beste weltweit.
Dann kam die Zeit der Dissidenten und Kritiker, Leute wie Alexander Langer und Claus Gatterer. Sie wagten es die Führung zu kritisieren und zeigten auf die Fehler im System. Sie wurden dafür mit Verachtung gestraft.
Schließlich wurde die Streitbeilegung in der Südtirolfrage, zwischen Österreich und Italien, bekannt gegeben.
Es schien nun ruhiger her zu gehen, in Südtirol.
Wären da nicht immer wieder die Ewiggestrigen mit ihren Hassparolen.
Wären da nicht die alten Identitätsprobleme und Traumata.
Wäre das Land bloß ein bisschen offener!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen