Dienstag, 15. April 2014

Paradoxes Schuhschachtelsystem

Südtirol hat eine geteilte Gesellschaft. Die Bevölkerung wird fein säuberlich in "Sprachgruppen" eingeteilt. Je nachdem, welche Sprache man zuhause mit den Eltern spricht, wird man in eine andere Schuhschachtel gesteckt. Das geschieht, indem man sich, mittels "Sprachgruppenzugehörigkeitserklärung", einer "Sprachgruppe" zugehörig erklärt. man hat dabei die Wahl zwischen Deutsch, Ladinisch und Italienisch. Nach dem Ausfüllen des entsprechenden Formulares bekommt man ein Leben lang einen Stempel aufgedrückt, der einen dann als Mitglied einer "Sprachgruppe" ausweist. Die Sache ist eigentlich ganz einfach: Jene Sprache, in welcher ich mit meinen Eltern spreche, ist auch die Sprache der "Sprachgruppe" der ich angehöre.
Was man dabei aber anscheinend vergessen hat: Ein Kind kann auch verschiedensprachige Eltern haben. Es kann also je einen Elternteil aus verschiedenen "Sprachgruppen" haben. Zu welcher "Sprachgruppe" erklärt sich dieses Kind später zugehörig? Zumeist wird wird erklärt man sich solchen Fällen dann eben jener "Sprachgruppe" zugehörig, deren Sprache man am liebsten Spricht oder die einem am vorteilhaftesten erscheint. Man lässt sich halt in die angenehmere Schuhschachtel einordnen. Man diese nach mindestens fünf Jahren sowieso wieder wechseln. Das wirft aber die nächste Frage auf. Wie gut funktioniert dieses System? Ich kann mich ja, obwohl deutscher Muttersprache, auch ladinisch oder italienisch erklären. Ich kann also ohne Probleme das System "unterwandern". Man kann mir ja schlecht meine Sprache verbieten.

Bleibt noch eine Frage: Wozu das ganze? Nun, das ganze ist schnell erklärt: In Südtirol werden die öffentlichen Stellen Proportional zum Verhältnis der "Sprachgruppen" vergeben, was ja gut gemeint ist. Man wollte dadurch ein "ethnisches Gleichgewicht" herstellen und gewährleisten, dass ein jeder in öffentlichen Ämtern und Krankenhäusern in seiner Muttersprache kommunizieren kann. Allerdings kann man dieses System sehr einfach umgehen, ich kann mich einer "Sprachgruppe" zugehörig erklären, ohne deren Sprache mächtig zu sein und  man ist gezwungen sich abstempeln zu lassen.

Ist aber ein "ethnisches Gleichgewicht" nicht schon erreicht? Wäre es nicht besser dieses System zu überdenken und stattdessen dafür zu sorgen, dass die Kinder in Südtirol alle Landessprachen gleichermaßen gut lernen und in ihnen gut kommunizieren können?

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