Mittwoch, 9. April 2014

ironische Vielfalt

116 Gemeinden auf einer Fläche 7.400 km². Acht Städte, jede auf ihre Art eine Besonderheit. Drei Ethnien nebeneinander. Ein Land, Südtirol. Südtirol ist das Land der Vielfalt, in jeglicher Hinsicht.
Hier treffen sich drei Volksgruppen, die Deutschen, die Italiener und die Ladiner. Die Deutschen sind die größte Gruppe, sie besiedeln den Großteil des Landes. Die Italiener, welche die zweitgrößte Gruppe bilden, sind vor allem in den Städten, speziell in Bozen, Meran und Brixen, angesiedelt. Die Ladiner, die älteste und kleinste der Volksgruppen, Siedeln fast ausschließlich noch im Gröden- und Gadertal. Jede Volksgruppe hat ihre Kultur und Sprache. Allerdings sind die Sprachgruppen alles andere als homogene Gebilde. Es gibt auch Familien, deren Eltern aus verschieden Volksgruppen kommen.
Abgesehen davon gibt es, besonders innerhalb der deutschen Volksgruppe, zahlreiche Dialekte. Jedes Tal hat seinen Dialekt und seine Sitten.
Neben der linguistischen und kulturellen Vielfalt, gibt es hier auch eine große klimatische und geografische Vielfalt.
Vom mediterranen Unterland über das trockene Vinschgau bis ins kühle Pustertal gibt es hier viele verschieden Klimagebiete. Die geografische Vielfalt ist noch viel größer. Der trockene vinschger Sonnenberg, das sonnige Hochplateau der Seiser Alm, der mediterrane Hügel Castelfeder oder der alpine Pragser Wildsee sind nur einige Beispiele.

Überall im Lande ist die Vielfalt zuhause, einzig in den Köpfen der Menschen und in der Politik ist sie ironischer Weise noch nicht angekommen.
Man trennt die Volksgruppen lieber, anstatt sie miteinander vertraut zu machen. Man hat angst die "eigene" Kultur zu verlieren, obwohl man längst in der Vielfalt angekommen ist. In den allermeisten südtiroler Küchen findet man Spaghetti neben Schlutzkrapfen und Knödel neben Pizza. Es ist keine Seltenheit, dass man im Radio sowohl Eros Ramazzotti, Zucchero oder Gianna Nannini als auch Herbert Grönemeyer, Rainhard Fendrich oder Helene Fischer hört. Im Kiosk liegen sowohl deutschsprachige als auch italienische Zeitungen und Zeitschriften nebeneinander.

Warum sollen da nicht auch gemeinsame Schulen, Bibliotheken und Vereine möglich sein? Warum soll da ein friedliches und freundschaftliches Miteinander nicht auch klappen?

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