Mittwoch, 18. Juni 2014

Von Maturanten und Schulen

Heute ist es wieder soweit, tausende Maturantinnen und Maturanten in Südtirol treten zur ersten schriftlichen Prüfung, in ihrer Muttersprache, an. Nachdem sie dann am Montag die vierte und letzte schriftliche Prüfung hinter sich gebracht haben, wartet noch die mündliche Prüfung auf sie. Wenige Tage später dürfen sie ihr Diplom an der Schule abholen.

Für mich ist das ein Anlass ein bisschen über unser Schulsystem zu reflektieren:

Wir haben fünf Jahre Grundschule, drei Jahre Mittelschule und fünf Jahre Oberschule zu bewältigen, um nach einer sogenannten Staatsprüfung "reif" für die Universität oder, nach Abschluss einer Fachschule, für die Arbeitswelt zu sein.
Davon ausgenommen sind freilich die Berufsschüler, sie brauchen ja keine Matura, auch wenn diese inzwischen auch an ihren Schulen angeboten wird. Wer eine Berufsschule besucht, bereitet sich ja ohnehin bereits in der Schule auf seinen künftigen (Handwerks-)Beruf vor.
Besonders Interessant finde ich, dass wir in Italien ein 13 Jähriges Schulsystem haben, während in vielen europäischen Ländern ein zwölfjähriges Schulsystem Praxis ist.
Man kann jetzt darüber streiten, welches Modell besser ist, ich finde aber das 13 Jährige besser, denn es vermindert durch das zusätzliche Jahr ein wenig den Druck auf die Schüler - und auch auf die Lehrer, welche teilweise mit einem (viel) zu umfangreichen Lehrplan zu kämpfen haben.
Warum? Die Schüler haben ein Jahr länger Zeit den ganzen Stoff zu bewältigen auch wenn in machen Fächern der Lehrplan, wie ich finde, viel zu umfangreich ist.
In manchen Fächern, wie zum Beispiel Geschichte, könnte man den Lehrplan wirklich abändern. Nachdem man in der Mittelschule bereits die Menschheitsgeschichte im Groben durch genommen hat, ist es meiner Meinung nach nicht sinnvoll in der Oberschule die ganze Menschheitsgeschichte noch einmal, fünf Jahre lang, durchzukauen.
Bei aller Liebe zur Geschichte, wäre es aber nicht sinnvoller sich in der Oberschule auf den Zeitraum ab dem 18. Jahrhundert zu begnügen? Stoff gäbe es immer noch genug.

In unseren Schulen wird man leider viel zu sehr in Schachteln einsortiert. Der Leistungsdruck ist teilweise gewaltig. Den Schulnoten wird viel zu viel Bedeutung zugemessen, denn hinterher schaut (fast) niemand mehr auf dein Zeugnis. Selbst die Punkte bei der Staatsprüfung sind nur noch bei manchen Studiengängen, aufgrund des Numerus Clausus, von Bedeutung.

Das schlimmste an unserem Schulsystem aber ist, dass man, bis auf einige wenige Initiativen, von vornherein in ethnische Schachteln einsortiert wird. Da lebt noch das alte Motto: "Je besser wir uns trennen, um so besser verstehen wir uns" weiter. Dass diese Theorie überholt ist, dürften die meisten aber inzwischen gemerkt haben. Warum also diese erzwungene ethnische Trennung beibehalten?
Warum ermöglicht man nicht zweisprachige Schulen?

Weil es den ethnischen Proporz ad absurdum führen würde? Oder vielleicht weil man ein geteiltes Volk besser regieren kann?

In diesem Sinne: Viel Glück den Maturantinnen und Maturanten!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen