Mittwoch, 25. Juni 2014

Leidvolle Erinnerung

Gestern, am 23. Juni, Jährte sich ein Treffen einer recht illustren Runde zum 75sten male.
Die Rede ist unter anderem von Heinrich Himmler, Reinhard Heydrich, dem italienischen Botschafter Bernardo Attolico sowie von Mastromattei, dem Präfekten von Bozen. Das Treffen dauerte nur eine Stunde und 50 Minuten.
Es sollte aber von großer Bedeutung für das Verhältnis zwischen Hitler und Mussolini sein, aber nicht zuletzt auch für Südtirol. In dieser Sitzung, am 23. Juni 1939, wurde nämlich jene "Volksabstimmung" beschlossen, die als Option in die Geschichtsbücher einging.
Die Südtiroler Deutscher und Ladinischer Muttersprache wurden wenige Monate später gezwungen zwischen Auswanderung ins Deutsche Reich oder Verbleib in der Heimat und Verlust der Sprache und kulturellen Identität zu wählen. Die "Südtirolfrage", die Frage zu welchem Staat Südtirol gehören soll, sollte damit endgültig gelöst werden.
Mussolini sollte seine italianisierte Alpenprovinz bekommen und Hitler dringend benötigte Arbeitskräfte.
Den Leuten erzählte man, sie würden, wenn sie "Deutsch", also für Deutschland, optierten, geschlossen in ein Land umgesiedelt werden, welches gleich sei, wie ihre Heimat, wenn sie aber "Walsch", also für Italien, optierten, würden, würde man sie nach Sizilien deportieren. Freilich, eine Propagandalüge.
Doch sie verfehlte ihre Wirkung nicht.
Ein tiefer Riss ging fortan durch Freundschaften, Familien, Dörfer, ja durch die ganze Bevölkerung. Es wurden Wunden geschlagen, die lange nicht verheilten, auch als der Krieg, der die Umsetzung der Option im großen Stil verhinderte, schon Jahre aus war.

Vorbild für dieses Abkommen, war, wie auch bei anderen ethnischen Säuberungen, gewissermaßen der Vertrag von Lausanne, in dem 1923 die heutigen Grenzen Griechenlands und der Türkei festgelegt wurden. Die Menschen, welche fortan im "falschen land" wohnten, mussten dieses Verlassen und ins jeweils "richtige" auswandern. Davon waren rund 1,75 Millionen Menschen betroffen. Muslime mussten in die Türkei auswandern, Griechisch-Orthodoxe Christen nach Griechenland.

Heute werden diese dunklen Tage gerne verdrängt und vergessen, zu Tief sitzen die Wunden, zu groß ist das Misstrauen zwischen den Volksgruppen, wenn auch längst niemand mehr von "Dableibern" und "Optanten" spricht.
Die Politik hat es leider lange Zeit schwer versäumt dem entgegen zu wirken.
Bleibt nur zu Hoffen, dass nach der gemeinsamen Aufarbeitung der Landesgeschichte, noch mehr Sprachgruppenübergreifende Projekte verwirklicht werden.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen